KLOPF – KLOPF – KLOPFEN AN DIE HIMMELSTÜR

The Gregorian Voices sangen in der Sankt-Georgs-Kirche Linsenhofen
Freitagabend 19.30 Uhr, eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang, hat eine recht große Zahl von Menschen die schöne, evangelische Sankt-Georgs-Kirche zu Linsenhofen gut gefüllt. Sie sind gekommen, einer achtköpfigen Männergesangsgruppe zu lauschen, deren Ruf im ganzen Land für meist volle Häuser sorgt. Alte Kirchengesänge sind deren Spezialität, vom frühen Mittelalter bis in unsere Tage. Und auch den Liedern der heutigen Troubadouren verweigern sie sich nicht, wenn es dem geneigten Publikum gefällt. Das letzte Murmeln erstirbt, als die ersten, in braune Kutten gekleideten Sänger am Eingang der Kirche erscheinen. Gebannt verfolgen die Besucher den würdevollen Einzug der Künstler, der im Altarraum der Kirche endet. Hier stehen schon acht kräftige Notenständer, einer für jeden Sänger, mit je zwei Lichtern beleuchtet. Kerzen brennen nicht. Den stärksten Lichteffekt macht das Chorfenster im Altarraum, das als Auferstehungsfenster bezeichnet wird. Die Bilder des in Rot- und Blautönen gehaltenen Fensters zeigen Szenen vom Leiden, Sterben und Auferstehen des Gottessohnes. Um das Fenster ist ein violetter Lichtschein, so als würden sich die Einzelfarben des Fensters darin vereinen. Solange noch Licht von außen durch die Fenster tritt, erkennt man von den acht Männern fast nur die Silhouetten. Aber nicht wegen des Aussehens der Künstler ist so viel Volk erschienen, sondern um deren Gesang zu hören. Mit einem mehrstimmigen Ave Maria wird eröffnet, kraftvoll das Bass-solo. Im  folgenden Adore Te devote beeindrucken die schönen liegenden Akkorde unter einem Tenor-solo. Das Rorate coeli  ist getragen von langen Borduntönen (gleichbleibende Basstöne). Es folgen zwei orthodoxe Kirchengesänge in ihrer charakteristischen Art, die Klangfarbe der Tenöre ist man in unseren Tagen nicht mehr gewöhnt. Noch zwei Gesänge aus Renaissance und Frühbarock und schon sind wir in unserer Zeit angekommen. Die Künstler singen tadellos, mit wenigen Bewegungen des Leiters, einem sympathischen Hünen mit gewaltigem Tonumfang, wird ein perfekter Gesamtklang erreicht. Das Publikum ist begeistert, harmonische Männerstimmen gehen immer unter die Haut. Manch einer der Anwesenden hat bei den tiefen Tönen leise mitgebrummt.
Nach der Pause ist die Sonne untergegangen und das Licht erhellt die Szenerie von vorne. Der zweite Teil des Konzertes ist der Popmusik gewidmet. Die Männer von „The Gregorian Voices“, nicht zu verwechseln mit „The Gregorians“ oder „The Gregorian Band“, um nur zwei andere Ensembles von den vielen zu nennen, die derart unterwegs sind, singen The Rose und Cohens Halleluja. Nicht schlecht, aber speziell diese beiden hat man an diesem Ort vielleicht schon besser gehört, und beim letzteren, das seine Bekanntheit dem Soundtrack zum Film „Shreck“ verdankt, könnte man auf einen Gedanken kommen: Wenn diese, als christliche Mönche verkleideten, osteuropäischen Profisänger zum stolzen Preis von 25€ (Abendkasse plus 3€ für ein reichlich nichtssagendes Werbeheft) in einer Kirche auftreten, ist das nicht ein wenig so, als wenn in einem Indianerreservat eine als Cowboy und Indianer verkleidete Showtruppe auftritt und die Jungen mit aufgepeppten alten Ritualen unterhält und begeistert? Aber so muss man nicht denken! Yesterday, Imagine, The sound of silence ertönen – die Solostimmen begeistern immer wieder. Fields of gold, Knockin’ on heaven’s door oder We are the world passen wunderbar in den sakralen Raum. Rod Stewards I´m Sailing wird zu einem wahrhaften Lob Gottes und Amazing grace hat man selten stimmiger gehört. Als Zugabe singen die Gregorian Voices vor dem Altar stehend Abbas Thank you for the Music und alle Zuhörer stimmen da gerne mit ein.