Bethlehem in Linsenhofen

„Volkszählung zu Bethlehem“, das Krippenspiel, das am 2. Weihnachtsfeiertag in der Sankt-Georgs-Kirche in Linsenhofen aufgeführt wurde, war eigentlich ein ziemlich traditionelles Krippenspiel. Maria und Josef waren auf der Suche nach einer Herberge. Die römischen Beamten, die die Menschen schon an den Stadtto-ren von Bethlehem zählten und kontrollierten, waren teilweise ziemlich abweisend und schroff. Ein Wirt, der leider kein Zimmer mehr frei hatte; nur auf seinen Stall am Ende der Stadt hinweisen konnte. Und die drei Weisen aus dem fernen Osten, die diesem besonderen Stern gefolgt sind, auf der Suche nach dem neu-en König.
Dass die Einheimischen über dieses seltsame Paar munkelten, das zur Volkszählung in ihre Stadt gekommen war, war auch nicht verwunderlich. Schließlich bekamen die ein Kind, waren nicht verheiratet und landeten zuletzt in einem dunklen Stall, weil sie sonst nirgends anders nächtigen konnten.
Und doch war dieses Krippenspiel unkonventionell und anders. Denn auch die Gottesdienstbesucher wur-den schon beim Einlass in die Kirche an den Eingängen kontrolliert und gezählt; mussten sich fragen lassen über ihre Herkunft und den Grund ihres Kommens. Und alle, die zuschauen wollten, waren somit von An-fang an Teil des Geschehens. Sie saßen zum Teil auch zwischen den verschiedenen Bühnen, die im Kir-cheninneren der Sankt-Georgs-Kirche aufgebaut waren, Und so fanden sich Eltern und Großeltern der Mit-spieler/innen, deren Geschwister und die ganze Gottesdienstgemeinde auf einmal mitten in der Geschichte von diesem Jesuskind wieder, das da vor 2000 Jahren in Bethlehem auf die Welt kam. Sie bangten mit Maria und Josef, ob sie denn nun endlich eine Bleibe für die Nacht finden konnten, fragten sich ebenso wie die Weisen aus dem Osten, was es mit diesem neuen König, der da geboren werden soll, auf sich hat. Und staunten am Ende mit Maria über dieses Kindlein, das der wahre Gott und König sein soll, der nicht mit Macht und Gewalt herrschen wird, sondern mit Sanftmut und Liebe.
Seit Mitte November hatten sich die Kinder der Kinderkirche mit ihren Mitarbeiter/innen auf dieses Stück vorbereitet, eifrig ihre Rollen gelernt und wunderschöne Kulissen gebastelt, sodass man sich in der Sankt-Georgs-Kirche wirklich mitten in Bethlehem wiederfand. Und dass alle, die dabei waren, in die Geschichte hineinverwoben wurden, ist auch richtig. Denn diese Geschichte des Jesuskindes aus Bethlehem geht uns ja auch hier und heute noch etwas an. Und auch die Frage, wer denn dieser Jesus für uns ist und wozu er uns herausfordert.